Darum geht’s

Gemeinsam mit den Kindern werden die Spielsachen für drei Monate in die Ferien geschickt. Darunter fallen alle vorgefertigten und strukturierten Spielsachen, die von Erwachsenen für Kinder ausgedacht und entwickelt wurden. Was bleibt ist unstrukturiertes Material, welches die Fantasie und Kreativität der Kinder anregt.

Von Anfang an werden die Kinder ins Geschehen einbezogen und erhalten immer mehr Autonomie. Das hat Einfluss auf die Rolle der Kindergartenlehrperson. Diese verändert sich stark hin zur Beobachtungs- und Begleitperson. Der Spielzeugfreie Kindergarten stärkt die Lebenskompetenzen der Kinder. 

Was hat das mit Prävention zu tun?

Einblick ins Projekt

Die Erfolgsgeschichte

Seit 2002 führen Kindergärten im Kanton Aargau den Spielzeugfreien Kindergarten durch. Die Kindergartenlehrpersonen werden von der Suchtprävention Aargau fachlich begleitet. Dazu finden jährlich Kurse statt, weil spielzeugfrei mehr ist, als Spielsachen wegräumen. Im Kurs zeigen wir auf, was daran genau präventiv sein soll, wo Stolpersteine und Erfolgsmomente liegen können. Ein zentrales Thema im Kurs ist die Rolle der Kindergartenlehrperson.

Zum Vertiefen

Fragen und Antworten

Während einige Kinder sehr schnell ins Projekt finden, gibt es andere, die etwas länger Zeit brauchen um sich zurecht zu finden. Fast jedes Kind findet früher oder später seinen Platz. Falls dies einem Kind nicht gelingt, dann greift die Kindergartenlehrperson unterstützend ein.

Gut möglich, dass es Kindern langweilig ist – dies ist nichts Schlechtes. Schliesslich entstehen oft aus Langeweile die kreativsten Ideen. Auch hier nimmt sich die Kindergartenlehrperson zurück und beobachtet die Situation. Es kommt durchaus vor, dass Frustrationen überwunden werden müssen: Wo man sich sonst einfach mit einem Konsumgut ablenken kann, entsteht nun Langeweile.

Wer meint, dass sich die Kindergartenlehrperson während drei Monaten eine nette Zeit macht – Kaffee trinkt und Zeitung liest, der irrt sich gewaltig. Für die Kindergärtnerin dauert die Projektzeit 10 Monate. Sie beginnt im August mit dem mehrteiligen Kurs. Im Mai endet sie mit dem Auswertungstreffen. Ausserdem führt sie  Extra-Elternabende für den Spielzeugfreien Kindergarten durch. Intensiviert die Elternzusammenarbeit, nimmt an 5 Praxisgruppentreffen teil und tauscht sich wöchentlich mit einer Kollegin aus.

Während der Projektzeit im Kindergarten nimmt die Kindergartenlehrperson eine beobachtende Position ein, um dem Spielfluss der Kinder freien Raum zu geben. Gleichzeitig muss sie abwägen, ob es ein Eingreifen ihrerseits braucht um ihrer Obhutspflicht nachzukommen. Sie verhandelt mit den Kindern Regeln und achtet auf deren Einhaltung. Sie begleitet und interveniert, wo nötig. Am Schluss des Halbtages leitet sie die Schlussrunde mit den Kindern um auf den Morgen zurückzuschauen und die Befindlichkeit der Kinder zu reflektieren.

Spielzeugfreier Kindergarten heisst nicht Regelfreier Kindergarten!  Grundregeln sind sehr wichtig für das Zusammenleben und sie bleiben meist bestehen. Andere Regeln fallen weg oder werden angepasst, diese werden mit den Kindern ausgearbeitet. Bewährt hat sich ausserdem die Konfliktlösung mit dem blauen Stuhl. Oft entstehen während der spielzeugfreien Zeit  ganz neue, vielleicht auch ungewohnte Abmachungen und Lösungen.

Es ist gut möglich, dass sich die Elternzusammenarbeit verändert. Die Unterstützung der Eltern ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekterfolges. Ein Grossteil der Eltern ist dem Projekt gegenüber positiv eingestellt und unterstützt die Kindergartenlehrperson in ihrem Vorhaben.

Daher ist eine transparente Kommunikation mit den Eltern wichtig um Ängste, Bedenken, Unsicherheiten sowie Zustimmigkeiten abzuholen. Im 2. Quartal werden die Eltern zu einem Elternabend eingeladen, wo sie über das Projekt informiert werden. Bei der ersten Durchführung werden die Kindergartenlehrpersonen von der Suchtprävention Aargau unterstützt.

Wir empfehlen allen interessierten Kindergartenlehrpersonen, eine Weiterbildung zum Spielzeugfreien Kindergarten zu besuchen. Warum? Der Alltag im Spielzeugfreien Kindergarten unterscheidet sich enorm vom herkömmlichen Kindergarten. Die Weiterbildung setzt sich einerseits aus einem Kurs zusammen, der auf mögliche Stolpersteine aufmerksam gemacht. Ängste und Unsicherheiten werden angesprochen. Andererseits gibt es bei der ersten Durchführung eine fachliche Begleitung während der Projektzeit. Der Austausch mit anderen spielzeugfreien Kindergärten ist äussert wertvoll.

Die Suchtprävention Aargau bietet jedes Jahr einen Kurs zum Spielzeugfreien Kindergarten für interessierte Kindergartenlehrpersonen an. Für Aargauer Lehrpersonen ist der Kurs und die Praxisgruppenberatung kostenlos, für Ausserkantonale kostet der Kurs CHF 500 und die Praxisgruppenbegleitung CHF 200.

Der DaZ-Unterricht bleibt weiterhin bestehen. Wichtig ist, dass die DaZ-Lehrperson miteinbezogen und über das Projekt informiert wird. Falls möglich, kann die DaZ-Lehrperson ihren Unterricht anpassen. Es lohnt sich, der Frage nachzugehen, wie sich die DaZ-Lehrperson mit ihrem Wissen ins Projekt einbringen kann.

Es ist gut möglich während der Spielzeugfreien Zeit Praktikant_innen der FHNW zu betreuen. Jedoch ist nicht jedes Praktikum geeignet.

  • Das Basispraktikum im ersten Studienjahr eignet sich gut während dem Spielzeugfreien Kindergarten.
  • Das Vertiefungspraktikum an Partnerschulen und der Spielzeugfreie Kindergarten sind gut kompatibel.
  • Die Betreuung von Studierenden im Fokuspraktikum, drittes Studienjahr, empfehlen wir nicht, damit die Studierenden die geforderten Leistungsnachweise erbringen können.