Ein Kind sitzt alleine, verborgen in der grossen Kiste und wickelt Klebeband um seine Hand. Immer mehr und mehr, fester und fester. Nach einiger Zeit, will es das Klebeband wieder von der Hand abmachen, doch es schafft es auch mit viel Mühe nicht. Es kommt auf mich zu und wiederholt mehrmals: «Ich krieg das nicht ab». Ich gebe dem Kind zur Antwort, dass ich sehe, dass es jetzt ein Problem habe, und frage es, ob es eine Idee habe, wie es sein Problem lösen könnte. Das Kind geht nicht auf meine Bemerkung ein, wiederholt weiterhin: «Ich krieg das nicht ab». Nun erkläre ich dem Kind das 3-Stufen-Modell. Wenn Du selber keine Lösung findest, dann kannst Du einen Freund/eine Freundin um Hilfe bitten. Wenn ihr zu zweit immer noch keine Lösung findet, dann kannst Du auf den Blauen Stuhl gehen. Das Kind will weder ein anderes Kind um Hilfe bitten, noch auf den Stuhl gehen.

Es vergehen weitere 10 Minuten, in denen das Kind stetig an seinem selbstgebastelten Gips dreht und zerrt, bevor es mit viel Mühe schafft, aus dem Gips zu kommen. Das Kind strahlt, als ihm das gelingt! Es kommt zu mir und stellt fest, dass es geschwitzt habe an seiner Hand und dass dadurch das Klebeband abgekommen sei. Nun beginnt es sein Gebilde zu betrachten und stellt fest, dass es aussieht wie eine Vase. Es bastelt seiner Vase noch einen Boden mit Klebeband. Dann kommt es zu mir, zeigt mir seine Vase und stellt weiter fest, dass es auch ein Glas zum Trinken sein könnte. Dann riecht es an seiner Vase, stellt fest, das riecht nach Klebeband.

Danach wickelt das Kind auch noch Klebeband um seinen Finger und sagt zu mir, dass es nochmals eine Vase mache und diese sich aber unterscheide, die eine sei gross, die andere klein. Nachdem auch die zweite Vase fertig ist, verkündet das Kind stolz: «Jetzt habe ich eine grosse Vase und eine kleine Vase.» Keine Minute vergeht und das Kind beginnt wieder Klebeband um seine Hand zu wickeln und sagt dazu: «Ich will noch eine machen, aber viel dünner». Bei der dritten Vase will aber das abnehmen von der Hand nicht so richtig gelingen, weshalb das Kind den grössten Teil der Vase wieder aufwickelt.

Mit seiner ersten, grossen Vase geht das Kind dann im Raum umher und kommt begeistert wieder zu mir zurück, um mir mitzuteilen, dass es noch etwas gefunden habe im Kindergarten, das aussieht wie sein Gebilde. Das Kind führt mich zur Boombox, die seinem Gebilde tatsächlich ähnlich sieht. Anschliessend beginnt es weiterhin mit Klebeband zu arbeiten. Zu guter Letzt entsteht aus weiterem Experimentieren mit dem Klebeband noch eine wunderschöne Blume.

Jris Jaggi, Kindergartenlehrperson