Die Rolle der Lehrperson im Spielzeugfreien Kindergarten

Ein neues Lernumfeld – eine neue Rolle

Die Spielsachen sind in den Ferien. Statt Legos, Puppen, Puzzle und Malsachen finden die Kinder Tücher, Seile, Kisten, Naturmaterialien und das Kindergartenmöbel vor – viel Raum für Fantasie und Eigeninitiative. Die Kinder entscheiden jeden Tag von neu, was sie im Kindergarten spielen wollen. Aber was bedeutet das für die Lehrpersonen?  Legen sie die Füsse hoch und trinken Kaffee? Überlassen sie die Kinder einfach sich selbst? Die Studie Spielzeugfreier Kindergarten – ein Projekt zur Stärkung der Lebenskompetenzen zum Projekt zeigt: Die Rolle der Lehrperson ist zentral – aber sie verändert sich.

Von der Anleiterin zur Beobachterin – und wieder zurück?

Traditionell sind Lehrpersonen im Kindergarten stark in die Strukturierung des Alltags eingebunden: Sie leiten Aktivitäten an, erklären, zeigen und greifen ein. Im Spielzeugfreien Kindergarten ändert sich dieser Ansatz radikal. Die Studie zeigt, dass der Anteil des freien Spiels von 26 % auf 93 % steigt, während angeleitete Aktivitäten von 40 % auf nur 4 % sinken. Die Lehrperson nimmt eine beobachtende, zurückhaltende Rolle ein und greift nur ein, wenn es wirklich nötig ist – zum Beispiel, wenn ein Konflikt eskaliert, ein Kind Trost braucht oder Unterstützung bei der Ideenfindung.

Die Herausforderung: Unterstützen statt steuern

Eine zentrale Erkenntnisse der Studie ist, dass die Qualität der Interaktion zwischen Lehrperson und Kind entscheidend für den Erfolg des Projekts ist. Besonders wichtig ist die emotionale und verhaltensbezogene Unterstützung:

  • Die Lehrperson muss auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen.
  • Sie sollte flexibel sein und sich an den Interessen der Kinder orientieren.
  • Sie hilft den Kindern, ihre Gefühle zu regulieren und Konflikte selbständig zu lösen.

Interessanterweise zeigte sich hier eine grosse Bandbreite: Während einige Lehrpersonen sehr hohe Werte in der emotionalen Unterstützung erreichten, reduzierten andere diese im Laufe des Projekts. Die Konsequenz: In den Kindergärten, in denen die Lehrpersonen eine starke emotionale und verhaltensbezogene Unterstützung boten, entwickelten die Kinder ihre Lebenskompetenzen deutlich besser.

Die Balance finden: Wie viel Unterstützung braucht es?

Die Forschung zeigt, dass Lehrpersonen eine heikle Balance finden müssen. Einerseits sollen sie sich zurückhalten, um den Kindern mehr Autonomie zu ermöglichen. Andererseits dürfen sie die Kinder nicht völlig sich selbst überlassen. Eine aktive Lernunterstützung, bei der die Lehrpersonen gezielt Feedback geben und Kinder in ihren Lernprozessen begleiten, wurde in der Studie als eher schwach ausgeprägt bewertet. Dies könnte darauf hindeuten, dass einige Lehrpersonen ihre Rolle zu passiv interpretieren.

In der Begleitung mit den Lehrpersonen stelle ich daher diese Frage sehr oft: Aufgrund deines Wissens, deiner Erfahrung – was wäre im Sinne des Projekts? Wie könntest du reagieren, was könntest du tun? Wie kannst du fördernd begleiten ohne, das Spiel des Kindes zu dominieren?

 

Fazit: Was heisst das für die Praxis?

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Spielzeugfreie Kindergarten ein spannendes Konzept ist – aber nicht ohne Herausforderungen. Die Rolle der Lehrperson muss gut reflektiert und begleitet werden.

 

Zentrale Erkenntnisse:

  • Die Lehrperson wird von der aktiven Anleiter_in zur sensitiven Begleiter_in
  • Die Kinder brauchen emotionale und verhaltensbezogene Unterstützung
  • Die Balance zwischen Zurückhaltung und Unterstützung ist für die Lehrperson anspruchsvoll.
  • Eine zu passive Rolle kann sich negativ auf die Lernentwicklung auswirken.
  • Die Qualität der Lehrperson-Kind-Interaktion ist entscheidend

 

Die Studie bestärkt uns darin, die Kindergartenlehrpersonen, Heilpadägog_inne, DaZ-Lehrpersonen und Kindergarten-Assistenzen durch gezielte Weiterbildung auf ihre neue Rolle vorzubereiten und sie bei der ersten Umsetzung zu unterstützen.

 

Susanne Wasserfallen – Blog geschrieben mit Unterstützung von ChatGPT

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